Fertig mit der Welt war ich, als ich gestern Abend in Bonn angekommen bin. Meine Tour hat sich witterungsbedingt etwas verschoben. So habe ich es vorgestern „nur“ bis nach Mainz geschafft. Es regnete zeitweise in Strömen. Zudem hatte ich auf weiten teilen meiner Strecke Gegenwind. Dass kurz nach Mannheim eine Fähre ausfiel (was mir einen kleinen Umweg von grob etwas mehr als 20 Kilometer bescherte und etwas unbehagen) komplettierte das Ganze.
Da nun also mein geplanter Übernachtungsort unerreichbar wurde setzte ich mich unter widrigstem Wetter mit meiner Bonner Einsatzzentrale in Verbindung. Binnen Sekunden suchten mein Schwager und meine Schwester nahe zur Strecke vor Mainz gelegene Campingplätze im Internet. Während hinter Mainz es einige gibt sieht vor dieser Metropole eher schlecht aus.
Es schien, als müsse ich im Gelände campieren, was auf Grund der Unkennnis der Gegend, der Schlechtwetterlage und der mittlerweie eingetretenen Dunkelhit von allen an der Telefonkonferenz Beteiligten eher als unvorteilhaft eingestuft wurde.
Schlussendlich gelang es mir, mithilfe meines Schwagers einen geeigneten Campingplatz zu finden: am Riedsee bei Leeheim. Gott war ich froh, als der Platzwart um 23 Uhr noch an’s Telefon ging! Meine Schwester versuchte ihn schon früher zu erreichen, doch er überhörte es, wofür er sich im Nachhinein entschuldigte. Der Platzwart, welcher trotz der späten Zeit sehr nett war, geleitete mich auf seine Zeltwiese und zeigte mir anbei noch die Duschen und Toiletten.
Zuerst begann ich mein Zelt aufzubauen was trotz, oder gerade wegen, dem Regen erstaunlich schnell ging (neues Zelt). Dann vesperte ich, denn es hat sich ein gewisses Hungergefühl entwickelt gehabt. Und kurz vorm Schlafengehen besuchte ich die Dusche – das tat gut!
„Zu Bett“ ging ich so kurz nach halb eins und das zurecht erschöpft. Hat doch bis hierhin fast nichts meiner Planung und Vorstellung entsprochen – und nass vom Duschen (und Regen) war ich auch noch.
Am nächsten Tag wär ich am Liebsten noch länger liegengblieben doch so gegen zehn/halb elf setzte ich mich aktiv und erfolgreich gegen meinen inneren Schweindhund durch, stand auf, packte meine sieben Sachen, zahlte mein Logie, bedankte mich für den Einlass trotz später Stunde und machte mich von dannen.
Bald schon merkte ich wie ich nur mühsam vorankam. Ein recht kühler Wind kam mir stetig und beharrlich entgegen. Ich stieg in die Pedale, doch wurde ich kontinuierlich ausgebremst. Mit knapp mehr als zehn Stundenkilometern kam ich voran – und das auf ebener Strecke – erbärmlich!
Bereits Nachts hatte ich den Entschluss gefasst, von Mainz aus mit dem Zug bis nach Koblenz vorzudringen, vorbehaltlich bis nach Remagen. Dies teilte ich der Bonner Führungsgruppe per eMail mit.
Apropos eMail: das mitführen meines DEFY (Smartphone) war in vielerlei Hinsicht super. So diente es zur Navigation während der Fahrt, zur Alternativroutensuche, zum Musikhören und zur Kontaktaufnahme nach Bonn via eMail und Mobilfunk. Die Netzabdeckung war zu jeder Zeit bestens.
Ich war nun also in Mainz in den Zug eingestiegen und fuhr mit selbigem nach Koblenz. Durch die Strapazen tags zuvor dachte ich: „wieso nicht bis nach Remagen fahren, im Zug bist ja eh schon.“ Und das tat ich auch.
Von Remagen fuhr ich dann noch die kurze Radstrecke bis zu meiner Schwester, bei welcher ich so gegen 19 Uhr in Empfang genommen wurde.
Nach einer kurzen Fahrrad- und Zeltreinigung (an dieser Stelle dank an Frau Draht bei der Mitarbeit und Zurverfügungstellung von Putzutensil) verköstigte man mich mit einem deftigen Essen höchster Güte.
Motto der Reise: erstens kommt’s anders – und zweitens als man denkt!
Trotz allen Widrigkeiten war es ein wundervoller Ausflug in die Natur.